Im Interview: Prof. Dr. Judith Walls, Universität St. Gallen
Am Rande des Hansgrohe Wassersymposiums 2022 (Thema: „Wertvolles Wasser") sprachen wir mit Prof. Dr. Judith Walls von der Uni St. Gallen. Die Professorin für Nachhaltigkeitsmanagement mahnte, dass wir Menschen die planetaren Grenzen bei Biodiversität, Klima und Wasser schon überschritten hätten. Dass Nachhaltigkeit das drängendste Problem unserer Zeit sei, nicht zuletzt in den Führungsetagen.
Drei Fragen an Judith Walls
Professor Walls – was muss unsere Politik tun, damit wertvolles Wasser besser geschützt ist?
Judith Walls: Das Wichtigste ist wohl eine strengere Gesetzgebung. Wir wissen, dass Wasser eng mit dem Klimawandel verbunden ist, was sich in Dürren und Überschwemmungen äußert. Eine schärfere Regulierung trägt sicher dazu bei, Klima und Biodiversität zu schützen. Wir müssen 30 Prozent des Landes und 30 Prozent der Ozeane schützen. Wir müssen uns zudem angucken, wie Wasser verwendet wird und wie stark es verschmutzt ist. Auch das lässt sich regulieren – vielleicht sogar durch ein Preissystem, das sicherstellt, dass starke Verbraucher von Wasser deutlich mehr bezahlen müssen.
Was muss unsere Wirtschaft für den Wasserschutz tun?
J.W.: Unternehmen spielen eine große Rolle beim Wasserschutz und beim Nachdenken über eine kluge Wassernutzung. Der Großteil des entnommenen Frischwassers wird von Industrie und Landwirtschaft genutzt, und wir haben nicht gerade allzu viel davon auf der Welt. Unternehmen müssen sich überlegen, wie sie weniger abhängig vom Wasser werden, wie sie es weniger stark verschmutzen und wie sie ihre Produktionskreisläufe verbessern. Bei der Herstellung einer normalen Jeans werden bis zu 10.000 Liter Wasser verbraucht. Wie können wir das mit 5.000 oder 300 Litern machen?
Und was kann unsere Gesellschaft leisten, um die kostbare Ressource zu schützen?
J.W.: Jeder Einzelne von uns hat die Verantwortung, Wasser einzusparen. Wir können dies direkt, aber auch indirekt tun. Direkt, indem wir zum Beispiel unsere Duschzeiten reduzieren, unseren Garten seltener oder bewusster gießen. Indirekt können wir auch etwas bewirken, denn viele Produkte, die wir kaufen – wie Rindfleisch oder Nüsse, Shirts oder Käse – haben einen ziemlich hohen Wasserfußabdruck. So werden pro Kilogramm Rindfleisch 15.000 Liter verbraucht. Wenn wir weniger Rindfleisch essen, und es durch etwas anderes ersetzen, verkleinert sich unser Wasserfußabdruck.