Hansgrohe Wasserbotschafter Fath durchschwimmt Donau im Dienst der Wissenschaft
Als Professor Andreas Fath an diesem kühlen Maimorgen 2022 aus dem Donaukanal in der Wiener Innenstadt steigt, warten bereits sechs TV-Kamerateams sowie etliche andere Medienleute aus Print, Funk und Social Media auf ihn. Sein Ruf als spektakulärer Gewässerschützer eilt ihm voraus, und seine Botschaft schiebt er wie eine Bugwelle vor sich her: Wir haben ein Plastikproblem.
Makroplastik wird zu Mikroplastik. Und das ist überall.
In der Donau ist das Problem mehr als vier Tonnen groß. Das ist die Menge Plastik, die täglich aus dem Fluss ins schwarze Meer schwappt. „Wir müssen in die Köpfe der Menschen bringen, dass es kein Kavaliersdelikt ist, Plastikabfall in der Natur zu entsorgen“, spricht Andreas Fath mit Nachdruck in die Kamera des ORF. Noch tropfnass, in Neoprenanzug und Badekappe, gibt er Interviews. „Entsorgen ist sowieso der falsche Begriff. Die Sorgen beginnen erst, wenn Plastik in unsere Flüsse gelangt.“ Mit nasser Hand begrüßt er die österreichische Klimaschutzministerin.
Bei fast allen Stationen in den neun Ländern, die Fath durschwimmt, versammelt sich die Politprominenz am Flussufer. Dieser schwimmende Professor macht einfach die perfekte Medienwelle! Wer immer über seine nachhaltige Umweltpolitik berichten will, springt auf – ob in Deutschland, Österreich, der Slowakei oder Ungarn.
Schwimmende Bestandsaufnahme in der Donau
Zudem begleiten den Promi-Forscher Dutzende NGOs, Umwelt-, Bildungs- und Wohltätigkeitssorganisationen sowie Sportvereine. Sie organisieren Infostände, Auktionen und Events entlang des Flusslaufs und trommeln laut für die gute Umweltsache. Während eine Drohne über seinem Kopf surrt, zieht sich der Hansgrohe Wasserbotschafter auf einer Wiese am Ufer flugs trockene Sachen an, und dann beginnt die Pressekonferenz.
Vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer: 2.700 Kilometer zu schwimmen verlangt ein gewisses Maß an physischer und mentaler Stärke. Und Faths Pensum an Land scheint nicht minder anspruchsvoll zu sein. „Für sauberes Wasser ist keine Mühe zu groß“, sagt der durchtrainierte Forscher den Journalistinnen wie Journalisten und denkt vielleicht schon an die abendliche Competition, zu der ihn der Kanu Klub Wien herausfordert.
„Ich habe nichts gegen Plastik. Es ist ein ausgezeichneter Werkstoff und weniger energieintensiv herzustellen als Stahl oder Keramik. Es hat nur nichts in unseren Gewässern, Böden und Körpern zu suchen.”Der „schwimmende Professor" Andreas Fath
Flüsse sind Spiegel der Gesellschaft
Um alle Aspekte des Plastikproblems zu veranschaulichen, nimmt Fath einen mit Stecknadeln gespickten Tennisball zur Hand. „Mikroplastik hat die Eigenschaft Umweltgifte, Hormone oder auch Medikamente wie Antibiotika anzuziehen.“ Diesen schädlichen Cocktail fressen Fische und Meeresfrüchte, und dieser landet früher oder später in den Mägen der Menschen. Der Großteil der Plastikpartikel verlässt das Verdauungssystem zwar wieder auf natürlichem Weg, die Problemstoffe aber bleiben. Die Folgen für unser Immunsystem oder unseren Blutkreislauf sind noch gar nicht umfassend erforscht.
Mikroplastik als gefährlicher Trojaner
Dann liefert der Wissenschaftler Zahlen, die einem die eigene Verantwortung vollends bewusst machen. „75 Prozent der Weltbevölkerung ernähren sich aus den Proteinen der Meere.“ Unser Wohlstandsmüll richtet also, global betrachtet, enorme Schäden an. Andreas Fath hat vielfach gezeigt, dass er nicht der Typ ist, der kampflos aufgibt. Er ist mit Leib und Seele Forscher und beschäftigt sich an der Uni Furtwangen mit Zukunftslösungen für die Umwelt. Das Absorptionsverhalten des Plastiks, führt er aus, könne man sich auch zunutze machen – und damit sogar die Gewässer säubern! Sein aktuelles Forschungsfeld.
cleandanube ist auch ein Wettlauf gegen die Zeit
„Man kann Mikroplastik gezielt als Wertstoff nutzen und wie einen Magneten in Flüssen einsetzen.“ Fath vergleicht das Prinzip mit Aktivkohlefiltern und verweist auf eine Kunststoffmembran, die er beim Donauschwimmen trägt. Deren Analyse wird ihm später Aufschluss über die Wasserqualität des Flusses geben, zusammen mit den Wasserproben auf jeder Etappe.
Wie ist es wirklich um Europas größten Strom bestellt, und welche Lösungsansätze gibt es für die Vermüllung unserer Flüsse? Die Antworten finden Sie demnächst auf dieser Website.
Im Schlepptau des Professors: Ein Boot mit Bildungscrew
Lukas hält eine Kreditkarte hoch. „Das ist in etwa die Menge Mikroplastik, die jeder von uns durchschnittlich pro Woche aufnimmt.“ Bei diesem Satz verziehen die jungen Teilnehmer*innen des cleandanube Bildungsprogramms meist angewidert das Gesicht. Die Student*innen aus Professor Faths Projektteam vermitteln die Plastikproblematik anschaulich und altersgerecht. Ihre Workshops finden gleich hier am Ufer der Donau statt – oder auch in Schulen und Unis der neun Länder, durch die diese Infotainment-Reise geht. Die engagierte Bildungscrew folgt dem Schwimmer zu Wasser und zu Land.
Wichtiger Pfeiler von cleandanube: Umweltbildung und Aufklärung
Wie viele Fisch-, Vogel- und Pflanzenarten leben in und an der Donau? Wo kommt all das Mikroplastik her? Vom Erstklässler bis zur Uni-Absolventin lernen die Workshop-Teilnehmenden hier Konkretes und Verblüffendes. Sarah demonstriert zum Beispiel, wie viel Abrieb allein durch Sneakers, Fließpullis oder Autoreifen in die Umwelt gelangt. Das Thema Mikroplastik bewegt alle, und die Diskussionen sind lebhaft.
Reduce. Reuse. Recycle.
Während des Schwimmabenteuers baut die Crew, oft über Nacht, in den Donauorten eine Ausstellung rund um Mikroplastik auf. In der Wissenswerkstatt lässt sich vieles haptisch, interaktiv und emotional begreifen. Zum Beispiel wie Recycling mittels einer Spritzgussmaschine funktioniert. Wie das Mahlwerk der Flüsse den Problemstoff zu mikrofeinem Granulat zerkleinert. Oder wie viele Kilos Plastik jede Sekunde in die Weltmeere rauschen. Dabei wird drastisch klar: Wir sind Verursacher von Leid und vergiften anderer Leute Essen.
Sarah und Lukas rollen ihre Charts zusammen, bauen die Werkstatt ab und bringen alles aufs Begleitboot. Morgen erzählen sie Kindern in Bratislava, dass achtlos weggeworfene Bonbonpackungen Fischen und Enten Bauchweh machen können. Und in einer Woche Budapester Studierenden, welche Zeitbomben Ihre Coffee-to-go-Becher sind. Wir alle können es nicht früh genug lernen: Wir treffen Tag für Tag Entscheidungen, die unsere Umweltprobleme entweder verschlimmern oder verbessern.