Phoenix Design und Hansgrohe

Der Designprozess als gemeinsame Entdeckungsreise

Seit mehr als 30 Jahren arbeiten Hansgrohe und Phoenix Design erfolgreich zusammen. Eine Partnerschaft, die Innovationen wie die Raindance Brause oder den Select Button hervorbrachte. Jan Heisterhagen, Vice President Produktmanagement der Hansgrohe SE, und Andreas Diefenbach, geschäftsführender Gesellschafter von Phoenix Design, sprechen über ihr Erfolgsrezept, die Zukunft und gemeinsames Duschen.  
Erfolgreiches Team – seit mehr als 30 Jahren: Phoenix Design und die Hansgrohe Group verbindet eine lange Geschichte. Zahlreiche Auszeichnungen bestätigen unsere gemeinsame Leistung (Copyright: German Design Council).

30 Jahre Designpartnerschaft: Erfolgsfaktoren, Zukunftsmusik und Duschmeetings 

Meetings unter der Dusche – das ist für Jan Heisterhagen, Vice President Produktmanagement der Hansgrohe SE, und Andreas Diefenbach, geschäftsführender Gesellschafter von Phoenix Design, nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Das tun sie nicht, weil ihre Meetings so schweißtreibend sind oder weil es am Hauptsitz des Schwarzwälder Armaturen- und Brausenspezialisten keine Besprechungsräume gibt. Vielmehr gehört Duschen im Hause Hansgrohe zum Arbeitsalltag: Für Jan Heisterhagen und sein Team, für die Produktentwickler – und eben auch für die Designpartner der Marken AXOR und hansgrohe. 

Im Gespräch erklären Jan Heisterhagen und Andreas Diefenbach, was es genau mit dem gemeinsamen Duschen auf sich hat und warum sie den Designprozess als Entdeckungsreise definieren. Sie sprechen über die Erfolgsfaktoren ihrer langjährigen Zusammenarbeit und werfen einen Blick auf ihre gemeinsame Zukunft. 

Herr Heisterhagen, Sie duschen gemeinsam mit Ihrem Team und Ihren Designern?

Jan Heisterhagen (JH): Ja, das ist ein ganz wichtiger Bestandteil im Entwicklungsprozess. Doch wir duschen nicht nur, um die Prototypen auf ihre Tauglichkeit zu prüfen, sondern auch, um weitere Inspirationen zu bekommen. Wenn wir mit unseren Designern duschen, statt nur im Besprechungsraum ‚trockene’ Theorien zu wälzen, entstehen einfach andere Diskussionen. Daher ist Duschen für uns ein wichtiger Faktor unseres Erfolgs. 

Dann geht es also ums Probe-Duschen und um Brainstorming unter der Brause, Herr Diefenbach?

Andreas Diefenbach (AD): Definitiv! Die Konstante des Erfolgs ist bei uns die Verliebtheit in das Element Wasser. Man spürt beim Duschen seine Lebendigkeit, beschäftigt sich mit den Facetten und der Kultur dieser Materie, von der eigentlichen Reinigung über die Domestizierung des Wassers im Haus. Daraus leiten wir die Gestaltung und schlussendlich die Form und Funktion eines Produkts ab.

Wie müssen wir uns solch ein Meeting unter der Dusche vorstellen?

JH: Das ist auf der einen Seite eine sehr technische Diskussion über die Funktionalitäten des Produkts: Lässt es sich intuitiv bedienen? Passt die Anordnung der Bedienelemente? Da gibt es viele Faktoren, auf die wir die Produkte praktisch testen. Auf der anderen Seite geht es uns dabei um das Kundenerlebnis beim Duschen. Das hat sehr viel damit zu tun, wie sich das Wasser auf der Haut anfühlt. Das kann feinperlig, füllig, sprühend, nadelig, weich, mikroskopisch fein sein… und natürlich noch viel mehr. Wir schauen uns die Tropfen genau an, wir versetzen Wasser mit Luft – und schon verändert sich das, was auf die Haut trifft. Das ist eine große Herausforderung. Denn jeder Mensch nimmt dieses Gefühl unterschiedlich wahr. 

Sie können die Produkte aber nicht an jedem Menschen testen...

JH: Das stimmt, leider. Am liebsten würde ich alle Kunden unter eine Dusche stellen und das gemeinsam mit ihnen herausfinden. Da das aber nicht möglich ist, stellen wir stellvertretend so viele Kolleginnen und Kollegen wie möglich unter die Dusche. Und dazu gehören in erster Linie natürlich auch wir selbst. „Herr Heisterhagen, Sie werden fürs Duschen bezahlt, nicht fürs Baden!“ war der erste Ratschlag, den ich bei meinem Antritt als Produktmanager von Richard Grohe erhielt (lacht). 

Macht stolz und verbindet: mit Designpreisen ausgezeichnete Produktentwicklung

Mit Phoenix Design duschen Sie ja schon recht lange. Mehr als 30 Jahre arbeiten Hansgrohe und das Designstudio aus Stuttgart zusammen. Was macht diese Partnerschaft aus, was schätzen Sie aneinander? 

AD: Mit Hansgrohe haben wir einen Partner an unserer Seite, der unternehmerisch denkt und vieles ermöglicht. Hansgrohe ist gemeinsam mit uns auf eine Reise gegangen, auf der wir stets in engem Kontakt waren und sind. Diese Nähe, aber auch Vertrauen, Freiheit und Verbindlichkeit sind unsere Erfolgsformeln.

JH: In der Zusammenarbeit mit Phoenix Design ist das Entstehen eines Projekts nicht von einem Briefing geprägt. Es ist vielmehr eine gemeinsame Entdeckungsreise, die uns stark macht, in der wir viel „kneten“ und die Dinge hinterfragen. Das bedeutet keinesfalls, irgendetwas Beliebiges zu machen. Die Neugierde und die kritische Reflexion aller Beteiligten treiben uns voran.

AD: Wir arbeiten beinahe wie eine inhouse-Designabteilung. Nur so können wir in die Tiefe und Breite gehen, die wir uns wünschen. Zugleich begreifen wir uns als Satellit, der in der Zusammenarbeit mit anderen Kunden und in der Beschäftigung mit vielseitigen Themenfeldern immer wieder neue Impulse in das Unternehmen trägt und Hansgrohe herausfordert. So definieren wir bei Phoenix die Rolle des Designers.

Ein Erfolgsrezept, wie auch die sehr umfangreiche Liste der Designauszeichnungen beweist. Gibt es einen Designpreis, über den Sie in sich besonders freuen?

JH: Da muss ich sofort an meine Anfangszeit bei Hansgrohe denken. Mit der neuen Brausengeneration von 1999 hatte Hansgrohe neue und größere Brausenmodelle mit noch mehr Strahlarten und Funktionen in den Markt gebracht, was aber nicht mehr funktionierte. Und plötzlich, genau als ich 2001 im Unternehmen anfing, passierte etwas im Markt. Diese Art der Brause fand man auf einmal überall, auch im Discounter, made in China, zu unfassbar niedrigen Preisen. Dann stellten wir 2003 Raindance vor, deren Proportionen genau andersherum als bei herkömmlichen Brausen funktionierten: Raindance sah aus wie ein Tischtennisschläger mit großem Teller und kurzem Griff – eine Designinnovation, die gemeinsam mit Phoenix Design entstand und für die wir 2004 einen iF DESIGN AWARD erhielten. Das war der Inbegriff des neuen Duschvergnügens mit Tellerkopfbrausen, der zum Trend wurde.

Und bei Ihnen, Herr Diefenbach?

AD: Bei der dritten Auflage von AXOR Uno haben wir den Minimalismus auf die Spitze getrieben und gezeigt, dass die Botschaft Uno noch immer funktioniert. Der iF gold award war da schon etwas Besonderes für mich. Auch weil die vorherigen beiden Produktreihen von Tom Schönherr und Andreas Haug verantwortet wurden und dies eines meiner ersten Projekte war, bei dem ich mit Klaus Grohe persönlich zu tun hatte.

Lösungen für das Bad von heute – und morgen

Blicken wir einmal in die Zukunft… Erst in das Bad selbst: Beim Thema Wohnen wird zunehmend von Digitalisierung, von Cyberspace und Virtual Reality gesprochen. Im Bad könnte das die Entspannung am virtuellen Tropenstrand sein. Eine Entwicklung, die in das Bad einziehen wird? 

JH: Schon vor 20, 30 Jahren begann der (Durch-)Bruch vom analogen zum digitalen Zugang zur Welt, auch im Bad. Heute sucht die Digitalisierung noch nach der Interpretation – und wir mit AXOR und hansgrohe nach einem logischen Weg. Aus Herstellersicht verschließen wir uns keinesfalls der digitalen Steuerung von Funktionen, beispielsweise mit dem Smartphone. Philippe Grohe hat bereits vor 10 Jahren mit AXOR Designpartnern über ein sogenanntes „digitales Fenster“ im Bad nachgedacht. Und wenn es die baulichen Gegebenheiten nicht hergeben, ein „reales Fenster“ einzuplanen, dann ist ein Fenster in die Natur, das mittels VR entsteht, durchaus ein zusätzlicher Komfort.

Eine Virtuelle Realität also – ein virtuelles Fenster – für kleine Bäder oder für Bäder in Großstädten? Das hört sich nach Zukunftsmusik an. Welche konkreten Lösungen gibt es Ihrer Meinung nach schon heute für kleine bis kleinste Bäder?

AD: Je kleiner die Räume, desto mehr Atmosphäre brauchen sie und desto größer müssen sie wirken. Auflösung und Integration sind hier die zentralen Themen. Dabei werden viele Einzelprodukte in ein Produkt integriert, also zusammengefasst. Hier ist das hansgrohe ShowerTablet ein gutes Beispiel. Sie brauchen ein Thermostat – und zugleich dient dieses als Ablagefläche für Badutensilien wie Duschgel oder Schwamm. Dabei entwickelt sich der Sanitärbereich insgesamt in Richtung der Möbel, immer mit Blick auf das Wohlgefühl des Kunden.

JH: Kleine Bäder werden in der Tat nicht größer, man muss sie optimieren und neu denken. Das Hinterfragen der Badewanne zum Beispiel ist eine solche Neuausrichtung. Eine ideale Lösung für kleine Räume braucht Ideen und Know-how. Wenn wir nach Asien blicken, gibt es dort im Bad einen Wasserplatz mit zentralem Bodenablauf. Diese Badvariante bedeutet für uns, das Wasser muss, da es sonst alles nassspritzt, in der Dusche konzentriert auf den Körper treffen. Mit der neuen Strahlart „PowderRain“ der neuen Raindance Select S Brause haben wir dank feiner Mikrotropfen hierfür – und für alle Bäder mit zentraler Dusche – eine tolle Lösung gefunden.

Neuheit AXOR MyEdition by Phoenix Design: Den Kunden im Fokus

Ein anderes großes Zukunftsthema, für das die Marke AXOR schon seit ihrer Gründung in den Neunziger Jahren steht, ist der Bereich Individualisierung. Schon immer setzte die Marke auf das „persönliche Bad" und bietet dafür Kollektionen, die von klassisch bis modern reichen. Mit der Kollektion AXOR MyEdition by Phoenix Design bekommt das Thema Individualisierung eine neue Dimension. Hier können Armaturen mit Platten aus Metall, Holz, Marmor oder Leder versehen werden. Auch 15 brillante AXOR FinishPlus Oberflächen bietet die Marke. Wie entscheidungsfreudig sind Ihre Kunden bei solch einer Auswahl?

AD: In erster Linie richtet sich AXOR MyEdition an Architekten, Innenarchitekten und Projektplaner, die dank der vielfältigen Einsatzbereiche in der Lage sind, ihre Kunden zielgerichtet zu beraten und ihnen eine Auswahl an Gesamtkonzepten, an unterschiedlichen Stilrichtungen zu bieten. Das gilt nicht nur für die neue Kollektion, sondern für viele Produkte von hansgrohe. Dabei ist die Balance in der Kollektion sehr wichtig – ein Zuviel der Optionen nur um der Optionen willen ist nicht zielführend.

JH: Das Thema Individualisierung spielt eine große Rolle, muss aber gut durchdacht sein. Denn bei einem Badezimmer handelt es sich immer um ein großes Individualisierungsprojekt. Da ist der „pain point“, an dem der Kunde ohne einen kompetenten Partner überfordert ist, schnell erreicht, denn es gilt, oft den kleinsten, aber komplexesten Raum zu gestalten. Die eigentliche Frage muss lauten „Wie leben Sie?“, damit die von Ihnen angesprochenen Dinge wie Digitalisierung oder auch vielseitige Accessoires perfekt auf den Kunden abgestimmt und maßgeschneidert werden. Das kann, um bei AXOR MyEdition und AXOR FinishPlus zu bleiben, beispielsweise eine Interior Designerin oder ein Interior Designer vermitteln. Diese Art der Beratung ist in Europa immer noch eine Nische, gehört aber in Asien und den USA längst zum Standard.

Nicht mehr nur Gestalter: Designer als strategische Partner auf ganzer Linie

Wie sieht Ihre gemeinsame Zukunft aus?

AD: Zukünftig sprechen wir mit Sicherheit über eine Verschiebung der Rolle des Designs. Diversity, Facettenreichtum, interdisziplinäre Teams sind hier Stichwörter, die für eine erfolgreiche, langfristige Zusammenarbeit ihre Gültigkeit haben. Der Designer ist längst Generalist und muss sich mit komplexen Themen auseinandersetzen. Er wird in sehr vielen Bereichen gefordert. Dem begegnen wir auch mit unserem Standort in Asien und bringen die Erfahrungen in unsere Zusammenarbeit ein.

JH: Bei uns ist der Designer von Anfang an dabei und kennt das Unternehmen sowie die Märkte. Es galt bei Hansgrohe schon immer, dass der Designer das Produkt nicht einfach „schön“ macht, sondern global, in strategischen Prozessen und Ansätzen, denkt. Dann sind wir ganz nah an unserer Kernkompetenz und an dem, was wir customer insight nennen. So können wir gemeinsam nach vorne gehen – und noch besser werden.

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